Bei der ФЭД-2 (FED), die ich vor kurzem erstanden habe, gab es leider eine kleine technische Schwierigkeit. Bei der Kamera handelt es sich um einen russischen Leica-Nachbau, eingeführt im Jahr 1955 und produziert bis 1970. ((Anhand dieser Daten konnte ich meine als eine 2c identifizieren und das Baujahr auf 1958/59 eingrenzen.)) Zwar war der Body in einem ausnehmend guten Zustand – lediglich der Lack war an wenigen Stellen etwas mitgenommen (was ich jedoch ganz pragmatisch mit etwas Modellbaulack repariert habe) – jedoch ließ sich der Fokusring am zugehörigen ИНДУСТАР-26M (Industar) 1:2,8 F=5cm kaum bis gar nicht bewegen. Das schöne an diesen alten Dingern ist aber ja, dass man sie recht problemlos selbst wieder gangbar machen kann. Wenn etwas schief ginge, wäre immerhin nicht viel verloren. Also frisch ans Werk!

Disclaimer

Vorweg: Ich übernehme wie immer keine Haftung, falls bei eigenen Reparaturversuchen irgendetwas schief gehen sollte. Bei mir hat alles wie beschrieben funktioniert. Einer Anleitung zu folgen, bedeutet aber nicht sein Hirn auszuschalten. Also weist mich auch gerne darauf hin, wenn ich irgendwo Murks geschrieben habe…

Vorbereitung

Was man zur Reparatur braucht:

  • Uhrmacherwerkzeug o.ä. – auf jeden Fall recht kleine Schraubenzieher
  • Wattestäbchen
  • Reinigunsgsbenzin ((Vermutlich kann man auch andere Reinigungsmittel verwenden. Ich bevorzuge allerdings das gute alte Reinigungsbenzin, das am Ende rückstandsfrei verdunstet und die Überreste der alten Schmiere wirklich gut löst und entfernt.))
  • Mehrzweck-Fett („Multi Grease“) ((Bei meinem handelt sich dabei laut Beschriftung um ein „Universelles EP-Lithiumseifen-Fett für Wälz- und Gleitlager“.))
  • Einen Objektiv-Spannschlüssel – NUR, wenn man an die Linsen heran will ((In meinem Fall reichte aber der Teil für die Fokussierung aus. Der Blendenring bewegte sich zwar auch etwas schwergängig, allerdings finde ich das gar nicht verkehrt — immerhin kann man so die Blende nicht versehentlich verstellen.))
  • Fingerspitzengefühl…

Außerdem empfiehlt es sich ein kleines Schälchen zur Aufbewahrung der Schrauben bereitzustellen und die Reparaturarbeiten in einer flachen Schale mit Rand auszuführen, um das Abhandenkommen derselben zu vermeiden. Will man nicht länger herumsuchen und -probieren müssen, empfiehlt sich außerdem ein Bleistift oder etwas ähnliches, um die Positionen der einzelnen Teile zueinander zu markieren. Wie sich gezeigt hat, funktioniert es aber auch ohne… 😉

Demontage und Säuberung

Schritt 1
Als erstes lösen wir die drei Schrauben an der Unterseite des Objektivs und entfernen den damit fixierten Ring (1), sowie die drei Gewindestifte, welche die Manschette (2) um den Fokusring (4) fixieren (hier empfiehlt es sich die Position des selben zum Objektiv zu markieren, um sich später lästiges Suchen zu ersparen). Letzterer kann nach oben hin abgezogen werden.

Abb.1

Abb. 1: Die demontierten Bauteile im Überblick.


Schritt 2
Nachdem der untere Ring in Schritt 1 entfernt wurde, kann nun das Bauteil mit dem M39-Bajonettgewinde (3) nach oben hin abgezogen. Je nachdem wie stark das alte Schmiermittel verharzt ist, muss man dabei etwas rütteln oder mit einem Schraubenzieher bzw. einer Messerklinge etwas nachhelfen. Drehen wird hingegen nicht von Erfolg gekrönt sein, denn das Bauteil ist durch eine darunterliegende Schraube in seiner Position fixiert.
Schritt 3
Abb.2:

Abb. 2: Die Positionen der beiden Sperrschrauben


Eben jene Schraube, die dem Fokusgewinde als Limitierung dient, wird nun entfernt, sodass sich das Teil mit dem kleinen Fokussierungshebel ganz herausdrehen lässt. Hierbei sollte man jedoch zunächst wieder die Position beider Elemente zueinander markieren: Es gibt mehrere Stellen an denen die beiden Gewinde ineinander greifen können, aber nur eine einzige, an der die Fokussierung korrekt funktionieren kann.
Schritt 4
Putzen, putzen, putzen. In meinem Fall brauchte es einen gefühlten halben Liter Reinigungsbenzin und dutzende Wattestäbchen, um den ganzen Knaster von den Bauteilen abzubekommen. Hilft aber alles nichts, der Dreck muss weg.

Schmieren

Ist alles gereinigt, kann man sich daran machen die einzelnen Teile neu zu schmieren. Recht gut funktioniert das, wenn man das Schmierfett direkt aus der Tube oder mit einem Spatel aufträgt und dann mit weiteren Wattestäbchen verteilt. Welche Teile geschmiert werden müssen, kann man sich entweder aus der gerade entfernten Verschmutzung ableiten, oder man ruft sich die Mechanik des Objektivs vor Augen und fragt sich, welche Elemente aneinander reiben. Solange man nichts auf die Linsen bringt, kann man eigentlich nichts falsch machen. Am Fokusgewinde kann man übrigens noch so sehr versuchen, das Schmiermittel gleichmäßig zu verteilen — erst wenn man beide Teile einige Male ineinander bewegt, werden sie richtig geschmiert. Überschüsse können dann mit einem Wattestäbchen entfernt werden. Solange nichts überquillt gilt der alte Grundsatz der Comicfigur Werner: „Denk immer daran: mim Öl nich sparsam sein!“

Wieder zusammenbauen

Schritt 1
So, jetzt eigentlich alles aus dem ersten Teil nur in umgekehrter Reihenfolge: Fokusgewinde wieder (richtig!) zusammenschrauben. Dabei muss vor allem darauf geachtet werden, dass beide Teile so aufeinander passen, dass der hintere Teil nicht zu früh an die vordere Sperrschraube am Objektivschaft anstößt. Ist einem hier ein Fehler unterlaufen, bemerkt man das spätestens wenn man alles wieder zusammengebaut hat und nicht mehr auf die kürzeren Distanzen fokussieren kann. In diesem Fall muss man halt alles wieder demontieren und es erneut versuchen.
Schritt 2
Bevor nun als nächstes das Teil mit dem M39-Gewinde wieder in Position gebracht wird, darf man nicht vergessen die hintere Sperrschraube wieder einzudrehen. Die Position des Gewindestücks ist dann selbsterklärend: Die Schraube passt in die entsprechende Aussparung.
Schritt 3

Abb. 3:  Die hintere Sperrschraube und die Auslassung im Gewinde-Bauteil

Abb. 3: Die hintere Sperrschraube und die Auslassung im Gewinde-Bauteil

Das wird dann noch fixiert, indem der Ring wieder mit den drei Schrauben befestigt wird. Zuletzt wird noch der Fokusring wieder auf das Objektiv geschoben und in der — hoffentlich — richtigen Position mit den Gewindestiften angebracht. Diese fungieren übrigens als Spannschrauben: Es gibt keine richtigen Löcher unter dem Ring, in die die Schrauben greifen könnten. Vielmehr wird der Ring durch sie in Position „gepresst“. Sofern das bei meinem Objektiv keine Ausnahme war, kann man jedoch leichte Vertiefungen erkennen, die die Position verraten.

Schlussbemerkung

Mein Objektiv funktioniert inzwischen wieder einwandfrei, der Fokus geht butterweich von der Hand, alles wie es sein sollte. Treten nach der Reparatur Probleme mit der Fokussierung auf, die nichts mit einer fehlerhaften Justierung der Kamera ((Wie man die Fokussierung an der Kamera einstellt, beschreibt etwa Laika in diesem PDF.)) zu tun haben können, müsste man ggf. das Objektiv nochmals kontrollieren.