Angesehen: The Consultant

Es gibt mal wieder eine Serie mit mit vergleichsweise kurzen Episoden in überschaubarer Anzahl? Während ich an quasi allen „epischen“ Serienschöpfungen der letzten Jahre ziemlich schnell die Lust verloren habe, reizen mich solche Formate derzeit tatsächlich noch am ehesten, also habe ich mal den einen oder anderen Blick riskiert und mich durch die rund vier Stunden der in sich geschlossenen ersten Staffel gekämpft. (Die Serie basiert – und ich habe die Vorlage nicht gelesen – wohl eher lose auf dem gleichnamigen Roman von Bentley Little*, streut allerdings einige offene Enden mit ein, die Anknüpfungspunkte für weitere Episoden bieten können.)

„Schock“momente und schwache Story

Seien wir ehrlich und kommen wir gleich – man möge mir diesen kleinen Insider-Witz verzeihen – auf den Elefanten im Raum zu sprechen: Die eher durchwachsenen Bewertungen der Zuschauer – der IMDb-Score liegt bei 6,5/10, RottenTomatoes verzeichnet einen audience score von 55% – sind nicht unbegründet. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass man intern auch wusste, dass das Drehbuch nicht unbedingt das belastbarste ist, weshalb man früh auf gewisse „Schock“-Momente setzt, um die nötige dramatische Fallhöhe zu erreichen. Den CompWare-Chef Sang durch ein Kind erschießen zu lassen oder der storytechnisch eigentlich vollkommen unnötige und, schlimmer noch, unmotivierte Blowjob dienen eigentlich nur dazu, die nötigen „WTF-Momente“ zu generieren, die den Zuschauer an der Auflösung des Geschehens interessiert halten sollen. (Dass etliche dieser Momente in mir aufgrund der offensichtlichen Übertreibung eher Fremdscham ausgelöst haben, steht auf einem anderen Blatt.)

Was die Umsetzung dann doch einigermaßen zu retten vermag, ist vor allem Christoph Waltz in der Rolle des diabolischen Regus Patoff. Und das sage ich, obwohl ich nach seinen Oscar-Erfolgen 2010 und 2013 eine ganze Weile mit seiner Schauspielleistung gehadert habe, da ich mich des Eindrucks nicht erwehren konnte, Waltz versuche dieses vermeintliche Erfolgsrezept mit nur mäßigem Ergebnis auf alle anderen seiner Rollen (und besonders auf die Blofelds) zu übertragen. Hier passt die Besetzung allerdings wahrlich wie die Faust aufs Auge, gerade auch weil Waltz zu den eigentlichen Stärken seines Schauspiels in Form von präziser Mimik und Gestik zurückgefunden zu haben scheint. Selbst in harmlos anmutenden Szenen gelingt es ihm, sehr subtil ein enormes Bedrohungspotenzial auszustrahlen.

Visuelle Stärken

Womit wir beim zweiten Punkt wären, der für mich einige der Schwächen wettmachen kann: Die Serie ist für mich filmisch sehr solide umgesetzt. Visuell setzt man auf ein weitestgehend kühl-blaues color grading, das von kontrastierenden Rottönen durchbrochen wird, was der Serie einen Hauch von Cyberpunk verleiht. Requisite und Bühnenbild sind stimmig und fangen das Setting „Tech-Startup“ gut ein, Kameraführung und Szenengestaltung sind zwar oft genug nichts weiter bemerkenswertes, dann aber folgen ohnehin wieder Einstellungen, die der seichten Handlung wenigstens eine scheinbare Tiefe zu verleihen mögen. Auch hier sind mir die meisten Einstellungen im Umfeld von Mr Patoff in Erinnerung geblieben. Wer sich für den subtilen Aufbau einer dämonischen Aura im Film ohne übernatürliche Einsprengsel interessiert, darf hier gerne einen Blick riskieren.

Fazit

The Consultant ist sicherlich keine Serie, die man unbedingt gesehen haben muss. Dennoch habe ich – im Gegensatz zu deutlich gehypteren Serien – nicht wirklich das Gefühl, meine Zeit verschwendet zu haben. Gerade weil mir einige Aspekte gut gefallen haben, hätte ich mir freilich gewünscht, dass die Story nicht gar so mittelmäßig daherkommt. Sollte es eine weitere Staffel geben, hoffe ich darauf, dass man sich die mannigfaltige Kritik, die zumeist in eine ähnliche Kerbe schlägt wie auch meine, zu Herzen nimmt und dahingehend nachbessert. Das Potenzial ist in meinen Augen jedenfalls vorhanden, es wäre schön, wenn man es ausschöpfen würde.

The Consultant
Christoph Waltz, Nat Wolff, Brittany O’Grady u.a.
Season 1 – 2023
8 Episoden á 33 Min.
Prime Instant Video*

Angespielt: Diablo IV – Offene Beta

Nachdem es sich Blizzard bei vielen Fans in den letzten Jahren ja in Bezug auf Prioritäten und gewisse andere Firmenentscheidungen recht ordentlich verschissen hatte, war da einiges wiedergutzumachen. Aber was soll ich sagen? Die Diablo-Reihe ist einfach eine meiner ältesten Spieleleidenschaften, da macht man auch mal irrationale Dinge. Bei Diablo III stand ich damals zum Mitternachtsverkauf in einer Schlange, dieses Mal könnte ich sogar bereit sein, einem Unternehmen wie Blizzard noch eine Chance zu geben… Mit der offenen Beta zu Diablo IV ging man jetzt auf jeden Fall einen Schritt in die richtige Richtung.

Das ließ ich mir natürlich nicht entgehen und berichte im Folgenden über meine Eindrücke nach mehreren Stunden Spielzeit, in denen ich alle Charakterklassen bis mindestens Level 10 angespielt habe.

Wie viel Beta steckte drin?

Ich muss sagen: Erfreulich wenig. Ein paar offensichtliche Bugs waren zwar noch drin – vor allem das „zurücksetzen“ und verruckeln des Spielers beim Betreten und Verlassen von Dörfern aufgrund der Synchronisierung der verschiedenen Weltinstanzen war etwas nervig, aber bis zum Veröffentlichungstermin ist es ja auch noch ein bisschen hin. Vom gegeben Umfang her hatte man jedenfalls reichlich auszuprobieren: Spielbar war eigentlich der komplette erste Akt und das Levelcap von 25 war definitiv ausreichend, um sich einen Eindruck vom Gameplay zu machen und auch mehrere Builds der Charakterklassen auszuprobieren. Noch nicht zugänglich waren das PvP und die Reittiere, auf die ich doch irgendwie gespannt bin: Dadurch dass ja die Monster inzwischen nachspawnen, weil die Welt mit allen Spielern geteilt wird, war mir bislang nie langweilig genug, als dass ich tatsächlich eine schnellere Fortbewegungsart vermisst hätte. (Aber klar, da kann man natürlich wieder viel Kosmetik an die Idioten Spieler verticken…)

Die MMORPGisierung Sanktuarios

Eine der gravierendsten Veränderungen am bewährten Diablo-Gameplay ist zweifelsohne die „shared world„: Insbesondere in den Dörfern begegnen einem andere Spieler und auch in den Außenbereichen können sie einem über den Weg laufen, wenn auch in geringerem Ausmaß aufgrund verschiedener Instanzen der einzelnen Abschnitte. Alleine in den riesigen Dungeons, die nun auch noch von kleineren „Kellern“ ergänzt werden, hat man seine Ruhe vor ungebetenen Begleitern. Denn ja, ich gebe es offen zu: Ich hasse alles daran. Ich bin einfach kein Freund von MMOs, auch wenn ich jüngst mal ein paar Stunden in Elder Scrolls Online (ESO) reingeschnuppert habe. Zum Ende der Beta hin, konnte ich mich zwar einigermaßen mit der Anwesenheit anderer Spieler arrangieren, aber meine Immersion stört es trotzdem massiv und wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich lieber darauf verzichten. Ein wirklicher deal breaker ist es für mich allenfalls bedingt, aber darauf werde ich im Fazit näher eingehen.

Aber da hört es ja leider nicht auf mit den Anleihen… Insgesamt wirkt das Spielerlebnis sehr „gestreamlined“, damit auch neue Spieler einen schnellen Zugang finden können, auch wenn das bedeutet auf vormals typische Diablo-Elemente zu verzichten. Mit dem Fehlen von Schriftrollen und „richtigen“ Trankplätzen im Inventar konnte ich eigentlich gut leben, als ausgesprochen skurril ist mir allerdings die Quest in Erinnerung geblieben, in der ich wortwörtlich einem Haufen Rekruten applaudieren sollte. Selbst wenn ich mal annehme, dass die Aufgabe dazu dienen sollte, dem Spieler das Emote-System irgendwie näherzubringen: Sowas ist für mich einfach nur diablountypischer Müll. Auch waren mir viele Begegnungen auf der Weltkarte und auch die meisten Dungeons irgendwie mit allen Charakterklassen zu leicht, aber womöglich bin ich auch einfach vergleichsweise alt und von Action-RPGs noch andere Schwierigkeitsgrade gewohnt, gegen die die meisten Soulslikes wie Sandkastenspiele wirken… (Ich hoffe trotzdem darauf, dass man da bis zum Release noch ein bisschen nachbessern wird.)

Gameplay und Charakterklassen

Aber wie spielte es sich denn nun?! Zumindest in der Hinsicht scheint es sich um ein waschechtes Diablo zu handeln. Man schnetzelte sich flüssig durch abwechslungsreiche Gegenden mit zerstörbarem Inventar und allerlei kleinen und großen Truhen, die es zu öffnen galt. Die Gegnerhorden fielen zwar manchmal ein bisschen kläglich im Umfang aus, die auf der Karte verteilten Events oder die Befreiungen von Dörfern machten das aber weitestgehend wieder wett und der Abwechslungsreichtum an Gegnertypen sorgte dafür, dass einem nicht allzu schnell langweilig wurde. Auch die Charakterklassen boten reichlich Gestaltungsraum, um sich mit unterschiedlichen Skills unterschiedliche Spielstile zu eigen zu machen.

Jäger*in

Meine erste Wahl und die Charakterklasse, mit der ich bis zum Maximallevel 25 der Beta durchgestartet bin. Meine Skills fokussierte ich auf den Fernkampf und einige Fallentechniken. Reinrennen, Falle stellen, rausspringen, draufhalten. Im Vergleich zu den anderen Klassen, war es hier tatsächlich einigermaßen erforderlich, Skills miteinander zu verknüpfen. Ich lehne mich mal aus dem Fenster und behaupte, dass ich bei keiner anderen Klasse die Finger so konzentriert an den Tasten belassen musste. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, muss jeder für sich entscheiden, Spaß hat es mir auf alle Fälle gemacht.

Zauber*in

Ach ja, die Zauberin, meine alte Liebe seit Diablo II. Solider Fertigkeitenbaum mit Feuer-, Eis- und Blitz-Skills. Spielte sich ziemlich genau wie erwartet und machte einfach richtig viel Spaß. Auch dass es einen passiven Skill gibt, der sich wortwörtlich „Glaskanone“ nennt und den ausgeteilt Schaden erhöht während er den Charakter gleichzeitig anfälliger für Schaden macht, passt wie die Faust aufs Auge. Manche Fähigkeiten erschienen mir bei Mobs fast etwas OP (der Kettenblitz zum Beispiel), glichen sich aber in anderen Spielsituationen (etwa mit Elite-Gegnern oder Bossen) aber auch wieder etwas aus.

Barbar*in

Naja, die Barbarenklasse bot einem genau das, was man erwarten würde: Viele Muskeln, wenig Hirn. Und genau so spielte sie sich auch. Es ist vermutlich die Klasse, mit der ich am wenigsten Zeit verbracht habe, weil mich wirklich kaum etwas an diesem Gameplay reizt und zugleich die, die man vermutlich auch nur mit der Maus spielen kann. Ich habe jedenfalls selten mehr einsetzen müssen, als die beiden Fähigkeiten, die man normalerweise auf den beiden Mausbuttons liegen hat. (Ok, das mag jetzt vermutlich etwas verkürzt dargestellt sein, und ich vermute, dass das vollständige Spiel da noch ein paar mehr Finessen bieten wird, was die Herausbildung von Spezialisierungen etwa auf die unterschiedlichen Waffenklassen bieten wird. Diese sind immerhin schon angelegt, aber angesichts des Levelcap noch nicht ausreizbar gewesen.)

Druid*in

Mjoa, hier bin ich noch etwas unentschieden. Auf der einen Seite fanden sich hier durchaus interessante Konzepte, auf der anderen waren mir einige Skills auch etwas zu nahe an der Zauberer-Klasse angelehnt. Überhaupt erscheint mir die Klasse wie ein Mashup aus Barbar und Zauberer mit den tankigen Tierverwandlungen und den regulären Zaubersprüchen. Da werde ich mir zu einem anderen Zeitpunkt ein genaueres Bild machen müssen.

Totenbeschwörer*in

Holy fuck, war das Balancing vom Totenbeschwörer broken! Jede Minute Spielzeit fühlte sich an, als würde man irgendwie cheaten, so overpowered war diese Klasse in der Beta. Das hat bei Diablo zwar eine gewisse Tradition, aber ich vermute – oder hoffe – dennoch, dass da bis zum Release noch ein bisschen generfed werden wird. (Spaß machte das heillose Gemetzel ohne Rücksicht auf Verluste natürlich trotzdem ohne Ende und ich bereue keine Sekunde, keine Leichenexplosion und keinen Sensenhieb!) 

Fazit

Schwierig. Das Spiel sieht wirklich, wirklich, wirklich hübsch und hübsch düster aus. Das Sounddesign ist so atemberaubend wie die allgemeine Detailverliebtheit und ich weiß wirklich nicht, ob ich jemals so hübschen Schnee in einem Videospiel gesehen habe. Das Gameplay macht Spaß, gar keine Frage. Aber ob es genug Spaß macht, um dafür im günstigsten Falle 70€ rauszuhauen, weiß ich gerade echt nicht. Derzeit bin ich natürlich angefixt und würde am Liebsten gleich weiterspielen, insgesamt tendiere ich aber doch eher dazu, auf die ersten vergünstigten Angebote zu warten… Auch und gerade weil ich die Selbstverständlichkeit, mit der man inzwischen PC-Spiele zu Konsolenpreisen anbietet, mehr als fragwürdig finde und ich mich kaum entsinnen kann, wann ich zuletzt einen Vollpreistitel gekauft habe. Ich vermute es war damals um Mitternacht – bei Diablo III. Mal sehen, ob sich dieser Kreis im Juni schließen wird.

Drucker-Setup mit Java-Applets?

Nachdem ich gestern sehr viel Arbeitszeit darein versenkt habe, die Einrichtung eines Netzwerkdruckers abzuschließen ohne im Netz einen wirklich hilfreichen Beitrag zu finden, der mir diese Aufgabe erleichtert hätte, muss ich wohl oder übel selbst diesen Beitrag verfassen. Here we go.

Das Problem

An meinem Arbeitsplatz haben wir einen Lexmark XS950de rumstehen, der bislang nur kopieren konnte. Weil das ein bisschen so ist wie einen High-End-Gaming-PC zu kaufen, um nur Office-Anwendungen darauf laufen zu lassen, sollte der ins Netzwerk eingebunden werden, um vom Rechner aus darauf drucken oder damit Dokumente scannen zu können. Soweit die Theorie.
Schon die Installation des Druckertreibers gestaltete sich als, sagen wir mal… „interessant“, da Lexmark auf der Produktseite nur die Firmware verlinkt hat, nicht jedoch den Treiber. Diesen findet man, wenn man nach der übergreifenden Serie sucht anstatt nach dem exakten Modell… Sei’s drum, damit konnte man jetzt immerhin schon mal drucken.
Jetzt bietet das Teil aber natürlich noch jede Menge weiterer Funktionen und vor allem Konfigurationen an – wie etwa den Versand via Mail oder das Übermitteln via FTP. Um diese Einstellungen vornehmen zu können, verfügt der Drucker über einen eingebauten HTML-Server; d.h. man ruft die IP-Adresse im Browser auf und findet sich auf einer Benutzeroberfläche wieder, mit deren Hilfe man die gewünschten Einstellungen vornehmen kann. Einige können über diese einfache HTML-Oberfläche gesetzt werden, andere – und damit kommen wir zum Kern des Problems – benötigen Java-Applets, um zu funktionieren: Eine Technologie, die zur Zeit ihrer Entstehung in den 90ern zwar ihre Berechtigung hatte, heute jedoch vollkommen überholt ist. Chrome etwa stellte den Support dafür bereits 2015 ein…

Die Lösung

Dass Browser heutzutage flächendeckend keine Java-Applets mehr unterstützen, wurde mir dann aber auch erst klar, nachdem ich sowohl Firefox, Chrome, Opera und in meiner Verzweiflung sogar Edge ausprobiert hatte. Nicht einmal der stets treu antiquiert zur Seite stehende Internet Explorer ließ sich zur Mitarbeit bewegen, leitet er doch glatt jede Eingabe sofort an Edge weiter. Während ich viel zu lange googelte und mich simultan fragte, welch antiquiertes Stück Technik ich wohl aus den Tiefen meiner Kellerregale angeln könnte, um womöglich doch noch erfolgreich die Konfiguration abschließen zu können, schlich sich eine sowohl plausible wie auch bemerkenswert simple Lösung in mein Bewusstsein:

Hier kann man sich die alten Versionen von Firefox Portable herunterladen. Meines Wissens nach sollte v51.0 von 2017 eine der letzten sein, die noch Java unterstützt haben.

Ich habe letztlich sogar eine noch deutlich ältere Version eingesetzt. (Dass man mit solch alten Browserversionen tunlichst nichts anderes mehr machen sollte, brauche ich hoffentlich nicht eigens zu erwähnen.) Jedenfalls: Der Plan ging auf und ich konnte schlussendlich mit der Einrichtung fortfahren. Jetzt muss ich nur noch herausfinden, was alle die tollen Stellschrauben, die sich mir damit aufgetan haben, tatsächlich in der Praxis bewirken…

Ausgelesen: The Soul of a New Machine von Tracy Kidder

Was bewegt einen, im Zeitalter von allgegenwärtigen Smartphones und zunehmend leistungsfähigerer AI eine Reportage über computer engineering zu lesen, die inzwischen mehr als vierzig Jahre auf dem Buckel hat? Um ehrlich zu sein: Ich war mir da selbst nicht so sicher, denn ich habe keine Ahnung, wie das Buch überhaupt in meinem Einkaufswagen gelandet ist. (Meine Vermutung lautet dahingehend, dass es beim Stöbern durch englischsprachige Angebote irgendwie seinen Weg in mein Bewusstsein gefunden haben muss.) Nun gut, der Autor hat damit immerhin einen Pulitzer-Preis gewonnen, da kann man dann schon mal reinlesen…

Project „Eagle“

The Soul of a New Machine erschien erstmals 1981 und verfolgt die Entwicklung eines Minicomputers, Codename „Eagle“, der Firma Data General. Wobei die Bezeichnung „Minicomputer“ aus heutiger Sicht vielleicht etwas irreführend sein könnte, handelt es sich doch um eine Maschine von der Größe eines mehrteiligen Küchenschrankes und mit einem Bruchteil der Rechenleistung heutiger Smartphones, aber eben deutlich kleiner als die rechenstarken, allerdings deutlich größeren Mainframes jener Zeit. Nicht zu verwechseln ist die Gattung ferner mit jenen „Heimcomputern“, die Ende der 70er und Anfang der 80er zwar ebenfalls ihren Siegeszug antraten (der legendäre Apple II erschien schon 1977 auf dem Markt, bevor 1981 als Reaktion darauf der erste IBM-PC erschien), aber mit ihrer verminderten Rechenleistung auf ein völlig anderes Publikum abzielten.

Das Buch beginnt mit Firmeninternen Konflikten: Ein Großteil der Data General-Ingenieure wurde für die Arbeit an dem Prestigeprojekt der Firma, Codename „Fountainhead“ am neu eingerichteten Standort in North Carolina verpflichtet, während die verbliebenen Ingenieure am Hauptsitz in Westborough, Massachusetts, eigentlich nur noch mit der Wartung bzw. Verbesserung bestehender Produkte beschäftigt sein sollen.
Tom West jedoch, der leitende Entwickler in Westborough, will sich nicht so schnell damit abfinden und kann sich schlussendlich mit seinen Plänen durchsetzen, eine Art Backup für das Fountainhead-Projekt im Falle von dessen Scheitern oder einer Verzögerung seiner Fertigstellung zu entwickeln. Im auch damals schon schnelllebigen Geschäftsfeld der Computertechnologie droht Data General nämlich gerade den Anschluss an den Hauptkonkurrenten Digital Equipment Corporation, kurz DEC, zu verlieren.

Die Seele der neuen Maschine

Zu sagen, dass das Buch nun den Entwicklungsschritten von „Eagle“ von der Idee über die Planung bis hin zum Bau und der Marktreife folgt, wäre zwar nicht falsch, aber es griffe doch deutlich zu kurz. Kidder entwirft vielmehr eine Reihe von Mikro-Biographien der beteiligten Akteure: Vor dem Hintergrund der jeweils zu bewältigenden Aufgabe beleuchtet er den Charakter, den Werdegang und die Motivation seiner Protagonisten, ihre Stärken und Schwächen.
Nicht wenige der Tüftler wurden direkt von der Uni rekrutiert, eine Idee, die vor allem der Erwartung entsprang, engagierte junge Köpfe zu gewinnen, die für die Sache selbst brennen ohne sich um solche „Lappalien“ wie Arbeitszeiten, unbezahlte Überstunden oder generell die Höhe ihres Gehalts zu scheren. Aber auch von den alteingesessenen Mitarbeitern wird letztlich nichts anderes erwartet, als sich ganz und gar der Sache zu verschreiben. Schließlich geht es um nichts geringeres, als eine Maschine mit ihrem Namen darauf „aus der Tür zu bringen“, wie es im Buch so schön heißt.
Eben jene Mitarbeiter sind für Kidder die Seele der Maschine, nach der er sein Buch benannt hat. Und die meisten von ihnen, wenn nicht sogar alle, dürften ihre Seele dafür verkauft haben.

Rück- und Ausblick

Ich weiß nicht, wieso, aber auf eine sehr seltsame Weise packen mich Erzählungen aus der Pionierzeit der immer kleiner und immer erschwinglicher werdenden Computer immer wieder. Und ohne die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen oder den grenzwertig-menschenverachtenden Führungsstil – im Buch wird dafür der Begriff „Mushroom Management“ geprägt: „keeping them in the dark, feeding them shit, and watch them grow“ – in irgend einer Weise glorifizieren zu wollen – aber die Begeisterung und der Enthusiasmus mit denen alle Beteiligten ihre Talente zum Einsatz bringen, ist schon irgendwie berauschend zu lesen.

In gleich mehrerer Hinsicht erinnerte mich das Buch an die 2017 nach nur vier Staffeln in meinen Augen leider zu früh abgesetzte AMC-Serie Halt and Catch Fire und es würde mich ausgesprochen wundern, wenn den Autoren das Buch nicht bekannt gewesen wäre, als sie die Serie schrieben. Sowohl die Grundzüge einiger Charaktere, als auch Teile der Storyline – etwa das Reverse Engineering der Konkurrenz-Hardware – scheinen 1:1 von Kidders Protagonisten entlehnt zu sein.

Lohnt es sich also, nach nunmehr bald 42 Jahren, die seit der Erstveröffentlichung verstrichen sind, dieses Buch zu lesen? Das wird jeder für sich beantworten müssen und vermutlich auch stark davon abhängen, wie Computer-affin er oder sie ist. Für ein Buch, auf das ich eher durch Zufall gestoßen bin, habe ich es jedenfalls außerordentlich zügig durchgelesen und dabei jede Seite genossen. Und gerade wenn ich mir die Entwicklungen der letzten Monate anschaue und mit welcher Inbrunst auch Einzelpersonen am Training neuer AI-Modelle werkeln – und welche Ergebnisse sie erzielen – dann opfern viele auch heute noch ihre Seelen der neuen Maschine.


Tracy Kidder
The Soul of a New Machine*
Boston: Little, Brown and Company
1981
ISBN: 978-0-316-49170-9

Ist ja alles nicht so schlimm…

Markus Lanz pocht in seiner gestrigen Sendung auf die Anpassungsfähigkeit der Menschheit. Aha. Das ist so ein nettes Schlagwort, das klingt so schön nach Aufbruch, nach Fortschritt! Mit Blick auf die Geschichte erscheint das aber nicht viel mehr als eine schöne Utopie.

Warum? Naja, Lanz hat nicht ganz Unrecht damit, dass die Menschheit seit ihrem Bestehen durchaus wandelbar in ihrem Umgang mit Umwelteinflüssen war. Das Problem ist nur: Lässt man kleinere zivilisatorische Bemühungen in extremeren Klimalagen (z. B. Inuit, Wüstennomaden etc.) einmal außer Acht, da sie stets nur Randerscheinungen waren, fällt einem schnell ins Auge, wie diese Anpassungsfähigkeit für das Gros der Menschheit ausgesehen hat. Die Antwort lautet: Völkerwanderung. Wobei auch das nicht ganz korrekt ist, denn für einen erheblichen Teil der Betroffenen bestand die Anpassung vor allem in der Assimilation mit dem Erdreich, vulgo „Tod“ genannt, da sie entweder die Reise nicht überlebten oder sie nicht antreten konnten oder wollten und somit halt schlicht (aus-)starben.

Aber bleiben wir mal bei der Völkerwanderung und halten uns vor Augen, dass die letzten großen Bewegungen zu einer Zeit geschahen, als die Welt noch vergleichsweise „leer“ gewesen ist und Grenzen eher Fluidum als Faktum waren und zur Not auch noch gewaltsam verschoben werden konnten. Wie stellt sich jemand wie Lanz das nun in der nahen Zukunft vor? Wo gewisse Kreise doch schon jetzt ob jeden Flüchtlings, der seinen Fuß auf deutschen oder europäischen Boden setzt, wahlweise in Heul- oder Schreikrämpfe ausbricht? Ich würde mich da jetzt auch keinen Illusionen hingeben, dass die Deutschen mit ihrer international bekannten Art des herzlichen Miteinanders und ihrer unvergleichlichen Bescheidenheit und Demut dereinst in anderen Ländern freundlicher aufgenommen werden würden…

Also doch technischer Fortschritt? Da scheitern wir halt wieder an der Verteilungsgerechtigkeit, nicht wahr? Die Ärmsten der Armen fliehen ja jetzt schon vor dem Klimawandel, wie sollen die sich Technologie leisten können, um diesem zu begegnen? Selbst wenn wir hier alles klimatisieren können, damit wir im Sommer nicht schmelzen: Woher kommt die Energie dafür? Und was machen wir mit unserer Landwirtschaft, wenn einfach immer weniger wächst? Ich bin da sehr skeptisch…

Also unterm Strich würde ich halt doch einfach weiter versuchen, die Emissionen zu reduzieren, anstatt meine Zuschauer mit Halbwissen blenden zu wollen…

Der Dichter

Die ihr beim frohen Mahle lacht,
Euch eure Blumen zieht in Scherben
Und, was an Gold euch zugedacht,
Euch wohlbehaglich laßt vererben,
Ihr starrt dem Dichter ins Gesicht,
Verwundert, daß er Rosen bricht
Von Disteln, aus dem Quell der Augen
Korall‘ und Perle weiß zu saugen;

Daß er den Blitz herniederlangt,
Um seine Fackel zu entzünden,
Im Wettertoben, wenn euch bangt,
Den rechten Odem weiß zu finden:
Ihr starrt ihn an mit halbem Neid,
Den Geisteskrösus seiner Zeit,
Und wißt es nicht, mit welchen Qualen
Er seine Schätze muß bezahlen.

Wißt nicht, daß ihn, Verdammten gleich,
Nur rinnend Feuer kann ernähren,
Nur der durchstürmten Wolke Reich
Den Lebensodem kann gewähren;
Daß, wo das Haupt ihr sinnend hängt,
Sich blutig ihm die Träne drängt,
Nur in des schärfsten Dornes Spalten
Sich seine Blume kann entfalten.

Meint ihr, das Wetter zünde nicht?
Meint ihr, der Sturm erschüttre nicht?
Meint ihr, die Träne brenne nicht?
Meint ihr, die Dornen stechen nicht?
Ja, eine Lamp‘ hat er entfacht,
Die nur das Mark ihm sieden macht;
Ja, Perlen fischt er und Juwele,
Die kosten nichts – als seine Seele.

— Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848)

Poesie

Poesie ist tiefes Schmerzen,
Und es kommt das echte Lied
Einzig aus dem Menschenherzen,
Das ein tiefes Leid durchglüht.

Doch die höchsten Poesien
Schweigen wie der höchste Schmerz,
Nur wie Geisterschatten ziehen
Stumm sie durchs gebrochne Herz.

— Justinus Kerner (1786-1862)

Kleine Einführung in die Sofortbildfotografie

Auf den ersten Blick scheint der Reiz von Sofortbildern spätestens seit dem Erfolg von Instagram verloren zu sein. Im Zeitalter der Digitalkameras und Handyfotografie sieht man doch ohnehin sofort, wie sein Bild geworden ist, kann es am Rechner oder gleich im Smartphone mit irgendwelchen Filtern überziehen und mit wenigen Klicks mit seinen Freunden teilen. Wer hat da noch Bedarf nach vergleichsweise „sperrigen“ Papierabzügen, die der Schnellebigkeit der Gegenwart und dem immerhungrigen Auge vermeintlich kaum gerecht werden?

Man kommt nicht umhin festzustellen, dass die Tage, da Polaroids beinahe allgegenwärtig waren, der Vergangenheit angehören. Ich selbst habe sie nicht erlebt und in der Tat fällt es einem heutzutage schwer, sich diese Zeit vorzustellen, wenn man immer und überall seine Handykamera dabei hat. Und doch: Ein gewisser Zauber haftet dem Sofortbild noch immer an und es ist nicht (nur) der Hauch der Nostalgie, der es am Leben erhält. Jedenfalls schließe ich das aus den Anfragen, die mich immer mal wieder aus dem Freundeskreis oder aus diversen Fotografieforen erreichen. Und natürlich aus meiner eigenen Begeisterung für das Medium. Die am häufigsten gestellte Frage ist dabei natürlich: „Ach, gibt’s dafür überhaupt noch Filme?“ Ja, gibt es. Man muss sich aber ein bisschen mit der Materie auseinandersetzen, um zu wissen für welche Kameras noch welche Filme verfügbar sind. Dieser Beitrag soll eine Orientierungshilfe sein.

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Komma auf dem Ziffernblock durch einen Punkt ersetzen

Was mich ja eigentlich immer schon gestört hat: Dass auf dem Ziffernblock der Tastatur ausschließlich ein Komma zu finden ist. Wenn ich ein Datum eingeben möchte, brauche ich aber einen Punkt und kein Komma, sodass ich immer zwischen den Tasten hin und her wechseln oder die linke Hand an der Tatstatur behalten muss. Das muss doch auch anders gehen… Geht es auch: Mit AutoHotkey!

Vorüberlegungen

Relativ simpel wäre es möglich, die Taste generell zu „remappen“ und immer anstatt des Kommas einen Punkt ausgeben zu lassen:
[white_box]NumpadDot::.[/white_box] Da man aber halt doch auch mal das Komma braucht – etwa wenn man den Taschenrechner benutzt – kommt diese Möglichkeit von vornherein nicht infrage. Nun könnte man stattdessen eine Tastenkombination festlegen, STRG + NumpadDot etwa, durch die anstatt des Kommas ein Punkt ausgegeben wird. Aber wenn ich doch beide Hände brauche, kann ich ja auch gleich auf den normalen Punkt zurückgreifen…

Umsetzung

Die Lösung, deren ich mich schließlich bedient habe, sieht so aus, dass durch zweimaliges Drücken der Num-Taste in schneller Folge zwischen der Verwendung eines Punktes und eines Kommas umgeschaltet wird. So kann man jederzeit mit nur einer Hand zwischen den beiden Eingabemethoden umschalten. Und so sieht der Code aus:

~Numlock::
if (A_PriorHotkey <> "~Numlock" or A_TimeSincePriorHotkey > 400)
{
    ; liegt zu viel Zeit zwischen den Tastenanschlägen wird keine Aktion ausgelöst
    KeyWait, Numlock
    return
}

; Status an/aus umschalten
umschalter := !umschalter
return

; falls aktiviert, Komma durch Punkt ersetzen
#if umschalter
  NumpadDot::.
#if

Getestet mit AutoHotkey Version v1.1.09.00

2015 Juni - Streifzug durch Mainz _599x

[white_box][icon name=“camera-retro“ class=““ unprefixed_class=““] Polaroid 320

[icon name=“film“ class=““ unprefixed_class=““] Fuji FP-100C (silk)[/white_box]

P.S.: Polaroids sind der neue (oder alte) Handyschnappschuss 😉

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