Es gibt mal wieder eine Serie mit mit vergleichsweise kurzen Episoden in überschaubarer Anzahl? Während ich an quasi allen „epischen“ Serienschöpfungen der letzten Jahre ziemlich schnell die Lust verloren habe, reizen mich solche Formate derzeit tatsächlich noch am ehesten, also habe ich mal den einen oder anderen Blick riskiert und mich durch die rund vier Stunden der in sich geschlossenen ersten Staffel gekämpft. (Die Serie basiert – und ich habe die Vorlage nicht gelesen – wohl eher lose auf dem gleichnamigen Roman von Bentley Little*, streut allerdings einige offene Enden mit ein, die Anknüpfungspunkte für weitere Episoden bieten können.)

„Schock“momente und schwache Story

Seien wir ehrlich und kommen wir gleich – man möge mir diesen kleinen Insider-Witz verzeihen – auf den Elefanten im Raum zu sprechen: Die eher durchwachsenen Bewertungen der Zuschauer – der IMDb-Score liegt bei 6,5/10, RottenTomatoes verzeichnet einen audience score von 55% – sind nicht unbegründet. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass man intern auch wusste, dass das Drehbuch nicht unbedingt das belastbarste ist, weshalb man früh auf gewisse „Schock“-Momente setzt, um die nötige dramatische Fallhöhe zu erreichen. Den CompWare-Chef Sang durch ein Kind erschießen zu lassen oder der storytechnisch eigentlich vollkommen unnötige und, schlimmer noch, unmotivierte Blowjob dienen eigentlich nur dazu, die nötigen „WTF-Momente“ zu generieren, die den Zuschauer an der Auflösung des Geschehens interessiert halten sollen. (Dass etliche dieser Momente in mir aufgrund der offensichtlichen Übertreibung eher Fremdscham ausgelöst haben, steht auf einem anderen Blatt.)

Was die Umsetzung dann doch einigermaßen zu retten vermag, ist vor allem Christoph Waltz in der Rolle des diabolischen Regus Patoff. Und das sage ich, obwohl ich nach seinen Oscar-Erfolgen 2010 und 2013 eine ganze Weile mit seiner Schauspielleistung gehadert habe, da ich mich des Eindrucks nicht erwehren konnte, Waltz versuche dieses vermeintliche Erfolgsrezept mit nur mäßigem Ergebnis auf alle anderen seiner Rollen (und besonders auf die Blofelds) zu übertragen. Hier passt die Besetzung allerdings wahrlich wie die Faust aufs Auge, gerade auch weil Waltz zu den eigentlichen Stärken seines Schauspiels in Form von präziser Mimik und Gestik zurückgefunden zu haben scheint. Selbst in harmlos anmutenden Szenen gelingt es ihm, sehr subtil ein enormes Bedrohungspotenzial auszustrahlen.

Visuelle Stärken

Womit wir beim zweiten Punkt wären, der für mich einige der Schwächen wettmachen kann: Die Serie ist für mich filmisch sehr solide umgesetzt. Visuell setzt man auf ein weitestgehend kühl-blaues color grading, das von kontrastierenden Rottönen durchbrochen wird, was der Serie einen Hauch von Cyberpunk verleiht. Requisite und Bühnenbild sind stimmig und fangen das Setting „Tech-Startup“ gut ein, Kameraführung und Szenengestaltung sind zwar oft genug nichts weiter bemerkenswertes, dann aber folgen ohnehin wieder Einstellungen, die der seichten Handlung wenigstens eine scheinbare Tiefe zu verleihen mögen. Auch hier sind mir die meisten Einstellungen im Umfeld von Mr Patoff in Erinnerung geblieben. Wer sich für den subtilen Aufbau einer dämonischen Aura im Film ohne übernatürliche Einsprengsel interessiert, darf hier gerne einen Blick riskieren.

Fazit

The Consultant ist sicherlich keine Serie, die man unbedingt gesehen haben muss. Dennoch habe ich – im Gegensatz zu deutlich gehypteren Serien – nicht wirklich das Gefühl, meine Zeit verschwendet zu haben. Gerade weil mir einige Aspekte gut gefallen haben, hätte ich mir freilich gewünscht, dass die Story nicht gar so mittelmäßig daherkommt. Sollte es eine weitere Staffel geben, hoffe ich darauf, dass man sich die mannigfaltige Kritik, die zumeist in eine ähnliche Kerbe schlägt wie auch meine, zu Herzen nimmt und dahingehend nachbessert. Das Potenzial ist in meinen Augen jedenfalls vorhanden, es wäre schön, wenn man es ausschöpfen würde.

The Consultant
Christoph Waltz, Nat Wolff, Brittany O’Grady u.a.
Season 1 – 2023
8 Episoden á 33 Min.
Prime Instant Video*